Schutzgebiete im Neckargemuender Wald (Teil I)
Biotope, Waldrefugien und Referenzflächen
Baumbestand, Artenvielfalt und Biodiversität werden durch besonders geschützte Gebiete im Neckargemünder Wald gefördert. Auf diesen Flächen sind keine oder höchst eingeschränkt forstliche Arbeiten gestattet.
Neckargemünd hat derzeit ca. 8 Prozent seiner Waldfläche als Schutzgebiet ausgewiesen. Diese liegen entweder an Steilhängen deren Bewirtschaftung unrentabel ist oder es handelt sich um Waldrefugien mit geringen Flächen (3 Prozent der Waldfläche), die verstreut im Waldgebiet liegen.
Wir setzen uns dafür ein, dass 30 Prozent der Waldfläche in Neckargemünd unter Schutz gestellt werden und dabei zusammenhängende Flächen von mindestens 20 Hektar intergiert werden.
Der Verlust an Arten ist weltweit gravierend. Dies ist auch für Europa und Deutschland in zahlreichen Studien dokumentiert und stellt eine der Klimakrise gleichzustellende Bedrohung für die menschliche Zivilisation dar.
Nicht nur die Vielfalt sondern auch die Menge an Arten nimmt ab. So zeigte zuletzt die viel diskutierte Studie des Entomologischen Vereins Krefeld einen 70-80% Verlust der Biomasse von flugfähigen Insekten im Offenland für Deutschland innerhalb der letzten 30 Jahre (https://www.entomologica.org/). Dies ist besonders dramatisch, da Insekten neben ihrer Leistung als Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen auch die Grundlage der Ernährung vieler Vogel- und Säugetierarten darstellen. Leider sind deren Bestände oft ebenso dramatisch rückläufig.
Schutzgebiete sind eines der wichtigsten Instrumente um dem weltweit Artenschwund entgegenzuwirken und die Leistungsfähigkeit der Ökosysteme für uns Menschen zu erhalten. Denn die Bildung und Reinigung von Grundwasser, das Abpuffern von Hochwasserspitzen oder die Abkühlung von Hitzewellen werden am besten von intakten Ökosystemen mit einer großen Artenvielfalt gewährleistet.
Entsprechend der großen Bedeutung der Biodiversität und intakter Ökosysteme sind wegweisende Vereinbarungen und Gesetze auf globaler, europäischer und nationaler Ebenen verabschiedet worden: So wurde 2022 im kanadischen Montreal das Weltnaturabkommen auf den Weg gebrachten. Bis 2030 sollen weltweit 30 Prozent der Land- und Meeresfläche unter Schutz gestellt werden. Diesem Ziel haben sich auch die europäische Union und Deutschland durch den Erlass von gesetzlichen Regelungen verpflichtet.
Weiter sehen wir einen großen Nutzen in Schutzgebieten als sogenannte „Referenzflächen". Schutzgebiete ohne forstliche Nutzung erlauben wichtige Rückschlüsse auf die Anpassung der Baumarten und des Ökosystem Wald an die veränderte Klimasituation. Dies hilft längerfristig dabei die naturverträgliche forstliche Nutzung in den anderen Waldbereichen zu optimieren. Wir könnten also in unserem Wald vergleichend beobachten, wie sich die Bäume, Pflanzen und entwickeln.
Für die Schutzgebiete im Neckargemünder Wald erachten wir folgende Kriterien als wichtig: Die Schutzgebiete sollten den Status eines Waldrefugiums bekommen, d.h. die forstliche Nutzung wird ausgesetzt und das Waldökosystem kann sich ungestört entwickeln. Das Betreten der Flächen zur Erholungszwecken ist jedoch weiterhin möglich. Die wenigen Waldbereiche mit alten Bäumen sollten möglichst Teil der Schutzgebietskulisse sein. Es sollten möglichst größere Gebiete (mind. 20 ha) in den Schutzflächen enthalten sein, die eine Entwicklung von ungestörten Innenbereichen als Rückzugsort für Tier- und Pflanzenarten ermöglichen. Eine Ausweisung in zusammenhängenden Gebieten ermöglicht die Entstehung eines Biotopverbunds und somit Wanderbewegungen und Ausbreitung von Tier- und Pflanzenarten.